Das Geheimnis um Dalí’s fliessende Uhren
FIGUERES / KATALONIEN / SPANIEN:
Wir schreiben das Jahr 1956, Salvador Dalí ist auf dem Höhepunkt seines Ruhms. Der exzentrische Katalane liegt auf der Terrasse seine Anwesens und döst. Nach einem reichhaltigen Imbiss und ein paar Gläsern schweren spanischen Rotweins muss auch für einen Maler, der die Welt mit seinen surrealistischen Visionen schockt, ein Mittagsschläfchen drin sein, bevor ihn wieder die Pflicht an die Staffelei ruft. Die gnadenlose Sonne Spaniens brennt auf die Reste seiner Mahlzeit herab, während der Maestro sein Nickerchen hält.
Zwei Stunden später erwacht der Malerfürst und traut seinen Augen nicht: der Camembert d'Isigny aus der Normandie hat sich in der Mittagsglut selbstständig gemacht und hängt, halb geschmolzen, über die Tischkante herunter. Dalí hastet zur Staffelei und wirft in einem wahren Schaffensrausch den laufenden Käse auf die Leinwand.
"Da steckt einfach mehr Symbolik drin, die Leute brauchen ein Rätsel, über das sie sich den Kopf zerbrechen können", so der lakonische Kommentar des Vermarktungsgenies Dalí, der sich im Klaren war, dass ihm einen solchen Käse niemand abkaufen würde.